GRÜNDUNGSGESCHICHTE

Stephanie Schraplau
P. Schraplau Sicherheitstechnik

„Die Kollegen sind auch ein Teil Familie. Und das hätte mir persönlich auch in der Seele wehgetan, wenn mein Vater die Firma hätte verkaufen oder auflösen müssen.“

Wenn sich Stephanie Schraplau an ihre Kindheit erinnert, dann spielt Papier eine wichtige Rolle. Großes Papier wie die technischen Baupläne, die nach dem Abendessen auf dem Küchentisch ausgerollt wurden. Und kleines Papier wie die Karteikarten, die Stephanie Schraplau ausfüllen durfte. Als ihr Vater, Peter Schraplau, die Firma „P. Schraplau Sicherheitstechnik“ im November 1990 als eigenständiger Handwerksbetrieb in Bad Liebenwerda gründete, war die Wiedervereinigung gerade mal einen Monat her. Und Stephanie Schraplau ein Jahr alt.

Heute hat die Firma 21 Mitarbeiter, die sich um die Montage und Wartung von Brandmeldeanlagen, Alarmanlagen, Rauchabzugsanlagen, Videoüberwachung und anderer elektrischer Sicherheitstechnik kümmern. Frauenanteil: 3 Prozent. Diese 3 Prozent – das ist Stephanie Schraplau. Chefin in einem Handwerksbetrieb, in dem ansonsten nur Männer arbeiten.

Das Angebot, den Familienbetrieb zu übernehmen, war immer irgendwie da. Aber eben als Angebot, nicht als Verpflichtung. Stephanie Schraplau geht zum Studium nach Berlin. Nichts mit Elektro, sondern BWL – um sich alle Optionen offen zu halten. Aber sie merkt: das passt nicht. Die Heimat fehlt. Gemeinsam mit ihrem Vater plant sie eine Unternehmensübergabe mit langem Vorlauf – aber klarer Perspektive. Über 10 Jahre hinweg von 2012 bis 2022.

Die Existenzgründerin gründet in der Zeit noch etwas anderes: eine Familie. Fünf Jahre und 7 Monate alt sind ihre Kinder heute. Und auch das fügt sich gut: Ihre Eltern geben Verantwortung im Betrieb ab – und übernehmen Verantwortung für die Enkel. „Nebenbei” macht Stephanie Schraplau noch ihren Meister. Den sie natürlich braucht, um einen Handwerksbetrieb zu leiten und auch auszubilden.

Stephanie Schraplau konnte den Kundenstamm ihres Vaters halten und wichtige Kunden in Südbrandenburg dazugewinnen. Über Wartungsverträge ergibt sich eine langfristige Zusammenarbeit. Dabei vertrauen die Kunden darauf, dass die Firma z. B. bei Brandschutzvorschriften immer up-to-date ist.

In diesem Jahr geht die Unternehmensnachfolgerin ein Thema an, von dem ihr Vater schon bei der Übergabe gesagt hat: Damit möchte ich nichts mehr zu tun haben: Die komplette Digitalisierung der Abläufe. Jeder Handwerker bekommt dann ein eigenes Tablet, auf dem Baupläne hinterlegt sind oder Servicefahrten eingetragen werden können. Und der Küchentisch ist frei für andere Dinge. Zum Beispiel ein Essen mit drei Familiengenerationen.